Obwohl uns beiden die Stadt Chiang Mai gut gefallen hat, war klar für uns: als nächstes wollen wir wieder in die Natur. Da uns mehrfach vom kleinen Ort Pai in der Provinz Mae Hong vorgeschwärmt wurde, war klar, da wollen wir hin. Da die Strasse dorthin unglaubliche 762 Kurven hat, wir viele Horrorgeschichten von rücksichtslos rasenden Mini-Van Fahrern gelesen haben und zudem die Natur auf dem Weg sehr schön sein soll, haben wir beim AYA Service in Chiang Mai ein Motorrad geliehen. Dieses konnten wir später in Pai zurückgeben und unser grossen Rucksäcke wurden zusätzlich für uns transportiert.
Als wir nach vielen Ampeln und dichtem Verkehr endlich aus der Stadt raus waren, starteten wir die atemberaubende 130km lange Fahrt. Von Anfang an auf beiden Seiten der Strasse viel grün und Berge im Hintergrund. Ab und zu traditionelle thailändische Häuser, Verkaufsstände mit frischem Obst und Gemüse und kleine Kaffees. Als wir nach einer Stunde ein Schild mit Wasserfall angeschrieben gesehen haben und der Hunger sich langsam bemerkbar machte, sind wir abgebogen und tiefer in den Dschungel gefahren. Kurz darauf standen wir vor dem Mok Fa Wasserfall, keine anderen Leute weit und breit. Trotz Trockenzeit hatte es viel Wasser und wir haben uns abgekühlt und unsere Sandwiches an diesem wunderschönen Ort mitten im Dschungel gegessen.
Nach weiteren zwei Stunden kurviger Fahrt sind wir in Pai angekommen. Nach einem kurzen Umweg haben wir unsere Unterkunft gefunden. Ein Bungalow mit kleiner Küche und fünf Minuten weg vom Dorf, dafür total in der Natur. Wir wurden freudig von drei Hunden und vielen Hühnern begrüsst und haben uns sofort wohl gefühlt.
Am nächsten Morgen haben wir ausgeschlafen und nach einem späten ausgiebigen Frühstück zuerst einmal ab in die Hängematte. Viel gelesen und mal wieder mit der Familie telefoniert. Haben die Umgebung erkundet und mit den süssen Hunden gespielt. Am späten Nachmittag sind wir dann das erste Mal richtig ins Dorf und gleich auf einen Umzug getroffen. Laut, farbig und fröhlich haben die Einheimischen Gaben für die Mönche zum Tempel getragen. Danach haben wir an einem Strassenstand gegessen und sind zurück zu unserer Hütte. Obwohl erst ca. sieben Uhr, wars da schon stockdunkel, sehr ungewohnt für uns Stadtkinder, aber schön so die Natur und ihre Geräusche wahrzunehmen.
Am nächsten Tag sind wir mit dem Scooter zum grossen weissen Buddha gefahren, haben die Aussicht genossen und sind danach ins Earth Tone Kaffee. Alles biologisch, eigene Sprossenzucht und kleiner Laden integriert. Endlich wieder einmal frischer knackiger Salat und mit Hummus im Gepäck fuhren weiter. Für uns war diese kleine Oase fast eindrücklicher als der Riesenbuddha.
Von dort aus sind wir weiter zum Canyon von Pai etwas ausserhalb. Und waren total positiv überrascht von der wunderschönen Landschaft dort. Kaum einige Meter vom Anfangspunkt entfernt hatte es schon fast keine Leute mehr, dafür atemberaubende Natur so weit das Auge reicht. Zum Glück hatten wir bei der Hitze genügend Wasser dabei und konnten so den Canyon entdecken gehen. Von einem entgegenkommenden Schweizer haben wir nach einem kurzen Schwatz die Bestätigung bekommen, dass wir einen Rundweg machen können. Und so sind wir fast zwei Stunden später und total verschwitzt vom vielen auf und ab und der drückenden Sonne wieder am Anfangspunkt gestanden. Was für ein toller Ausflug.
Am nächsten Tag sind wir mit dem Roller zu einem weiteren Wasserfall etwas höher gelegen gefahren. Vor allem der Weg dorthin hat uns Eindruck gemacht. Zum einen die riesigen Knoblauchtürme die wir gesehen haben, ganze Hütten vollgestopft damit. Zum andern wurde uns mehrmals etwas zu kiffen angeboten, mit Gesten aber auch deutlich mit Worten, von Müttern neben ihren Kindern. Wir haben jedes Mal dankend abgelehnt. Am Wasserfall angekommen sind wir zuerst so lange dem Fluss entlang gegangen, bis wir nicht mehr weiter kamen. Dann haben wir uns ein gemütlichen Plätzchen gesucht, ein wenig geplantscht und die vielen Schmetterlinge beobachtet. Auf dem Rückweg haben wir dem Santichon Village auf Empfehlung unserer Gastgeberin einen Besuch abgestattet. Naja, eher sind wir nach einem kurzen Rundgang wieder zurück zum Roller. Ein extra für Touristen angelegtes Dörfchen, wo sich diverse Läden oder sonstige touristische Aktivitäten aneinander reihen. Und da keine Hochsaison ist, war die Hälfte davon geschlossen und die Stimmung wie ausgestorben. Nein danke, nichts für uns!
Als wir zurück zu unserem Bungalow kamen, hatten wir einen ungebetenen Gast im Zimmer. Eine grosse farbige Eidechse hatte es sich gemütlich gemacht an der Wand über unserem Bett. Da die Echse auch noch da war, als wir schlafen wollten, fühlten wir uns damit doch nicht ganz so wohl und haben sie verscheucht, was gar nicht so einfach war.
Vom vielen Roller fahren die letzten Tage fehlte uns etwas die Bewegung, so haben wir am nächsten Tag beschlossen, eine längere Wanderung zu unternehmen. Wie kanns auch anders sein, zu einem weiteren Wasserfall. Der Weg oder eher Trampelpfad dorthin führte uns gefühlt 100 mal über einen Fluss, 30mal pro Weg waren es mindestens und wir mit Trekkingschuhen unterwegs. Meistens konnten wir mit Steinen im Wasser und viel Geschick rüberspringen, doch einige Male mussten wir unsere Schuhe ausziehen um auf die andere Seite zu kommen. Während uns zwei Spanier in Sandalen überholten, die so durchs Wasser waten konnten. Doch schon bei der ersten Überquerung hat sich die Wanderung gelohnt, wir sahen eine Wasserschlange, die sich von uns aufgescheucht schnell in Sicherheit brachte. Während der Wanderung sahen wir noch zwei weitere Schlangen, hunderte kleine Eidechsen, diverse Schmetterlingsarten, verschiedene Vögel und hörten viele laute Grillen. Der Mae Yen Wasserfall am Ziel der Wanderung nach fast drei Stunden unterwegs war schön, aber nicht spektakulär. Trotzdem haben wirs natürlich genossen, unseren Lunch gegessen und ein Bad genommen. Doch da noch circa zehn andere Leute dort waren, von welchen sich einige im ungesicherten klettern beweisen mussten, haben wir nur eine kurze Pause gemacht und bald den Rückweg angetreten.
Am Abend während der Dämmerung konnten wir zum wiederholten Mal die Chicken Show geniessen. Da die vielen Hühner und Güggel auf dem Grundstück in der Nacht auf Bäumen schlafen, mussten Sie jedes Mal über unsere Terrasse gehen, um am Ende dieser auf ihren bevorzugten Baum flatternd zu springen. Was für eine tolle Show für uns. Ab und zu sprang eines der Tiere nicht weit genug, also musste es wieder einmal um den Bungalow herum und von vorne anfangen, echt ein lustiges Spektakel zum beobachten.
Pai hat wirklich viel zu bieten, vor allem die tolle Natur konnten wir in vollen Zügen geniessen und die Abgeschiedenheit und Ruhe brauchten wir nach dem Stadtleben in Chiang Mai umso mehr.